steuerberatung. was rechtlich zulässig und korrekt ist, wird oft in der öffent- lichkeit anders wahrgenommen. dies war vor 20 oder 30 jahren noch anders. auch damit müssen wir umgehen. die regulierungsdichte und -kadenz nimmt generell zu. wie helfen sie ihren mitgliedern, sich da zurechtzufinden? bürgy: ich denke, wir sollten diese ver- änderungen vor allem auch als chance wahrnehmen. die gesellschaft will sicherheit bei höchstmöglicher flexibi- lität und freiheit. staatliche regulie- rungen und gesellschaftliche trends fordern immer stärker die unabhängige verifizierung von daten, und zwar in immer mehr bereichen – daraus ent- stehen auch neue betätigungs- und wachstumsfelder für wirtschaftsprü- fer, insbesondere in nicht finanziellen bereichen. die digitalisierung wird uns dabei helfen, die erwartungen an die sicherheit der aussagen besser zu er- füllen, da die neuen technischen mög- lichkeiten unvergleichlich tiefere und breitere datenanalysen zulassen. ritter: wir helfen den marktteilneh- mern, sich durch diesen regulierungs- dschungel zu navigieren. hierfür braucht es experten, die wir mit unseren attrak- tiven aus- und weiterbildungsangebo- ten in ihrer berufslaufbahn unterstütz- ten. mit dem umzug an den neuen büro- und schulungsstandort gelingt es uns darüber hinaus, diese positive haltung gegenüber veränderungen nach innen und aussen deutlich zu sig- nalisieren und zu realisieren. es ist gut zu wissen, dass unser verband für herausforderungen der gegenwart und zukunft gut aufgestellt ist. 8 interview schaftsdaten, insbesondere von nicht finanziellen daten, wird weiter an wich- tigkeit gewinnen. ritter: die digitalisierung schreitet zwar schnell, aber nicht so schnell vor- an. wirtschaftsprüfer sind per se etwas zurückhaltend und nur mit guten argu- menten von neuerungen zu überzeu- gen. wir müssen deshalb unsere mit- glieder überzeugen und motivieren, die digitalisierung jetzt anzugehen, darü- ber zu reden und entsprechend zu han- deln. wir sehen uns da in der rolle als stimulator zur selbstreflexion, aber auch als anbieter von lösungen. neue arbeitswelten fordern neue ar- beitsgesetze. was ist hier die rolle von expertsuisse? bürgy: wir sind die treibende kraft der «allianz denkplatz schweiz». wir unter- stützen den erhalt flexibler, moderner arbeitsformen, die nach den strikten buchstaben des gesetzes eigentlich nicht zulässig wären. aber vorsicht, es geht nicht darum, jenen den schutz zu entziehen, die ihn brauchen, sondern darum, jenen die möglichkeiten zu schaffen, die in zukunft weiterhin flexi- bel arbeiten möchten und müssen. das ist eine kleine schicht von führungs- kräften, fachspezialistinnen und fach- spezialisten, expertinnen und exper- ten, aber genau das sind unsere mitglieder. und diese wollen, dass wir als verband den erhalt ihrer bewährten arbeitsmodelle nach kräften unter- stützen. flexibilität und variabilität sind gleichermassen grosse anliegen von arbeitnehmenden und arbeitge- benden – hier darf nicht ein veraltetes, über 50-jähriges arbeitsgesetz im wege stehen. ritter: wir sind ein gesamtbranchen- verband und im engen austausch mit wirtschaft und politik. wir vertreten die interessen unserer mitglieder durch neutrale, sachliche informationen. wir zeigen auf, dass es hier nicht um mehr arbeit geht, sondern um flexibleres ar- beiten zum wohle der arbeitnehmen- den und der unternehmen. unsere mit- glieder sind wissensarbeiter, und diese brauchen motivierte und frische ar- beitskräfte. die gegner führen immer expertsuisse 2018 wieder das argument «burn-out-rate» ins feld, aber diese ist in unserer branche ein bruchteil so hoch wie im schweizer landesdurchschnitt. das sagt eigentlich alles. es braucht die un- terstützung von allen mitgliedern in dieser frage; denn es betrifft alle. das interessenmanagement wurde in der ära bürgy professionalisiert, die bran- che war sich vorher zu wenig bewusst, wie wichtig interessensvertretung ist. wirtschaftsprüfer stehen derzeit immer wieder im schussfeld. spüren sie das im verband? ritter: neben ganz spezifischen fra- gen, die einzelne fälle aufwerfen, zei- gen praktisch alle auch den sogenann- ten «expectation gap» auf, der bei uns ein zentrales thema ist. weite teile der öffentlichkeit, aber auch medien und politik haben die erwartungshaltung, dass die externe revisionsstelle jeg- liche fehler, manipulationen und gesetzesverstösse wie betrug und un- getreue geschäftsführung aufdecken muss. diese erwartung verkennt, dass unsere prüftätigkeit auf einer spezifi- schen risikobeurteilung und systema- tischen stichproben beruht. auch mit einer sehr kritischen grundhaltung können nicht alle fehlleistungen ent- deckt werden. «der anspruch an unsere integrität war schon immer zu recht hoch.» dominik bürgy scheidender präsident von expertsuisse bürgy: leider wird diese diskussion auch gleich mit moral und ethik ver- mischt. der anspruch an unsere integ- rität war schon immer zu recht hoch. moral und ethik unterliegen aber auch dem wandel der zeit und werden im einzelfall zuweilen retrospektiv defi- niert. die öffentlichkeit reagiert heute schneller, heftiger und teilweise undif- ferenziert. damit müssen wir umgehen, unsere rolle proaktiv kommunizieren und eventuell auch gesetzlich klären. ähnliches gilt übrigens auch für die